Internationale Konkurrenzfähigkeit bestens

Was auf uns tagtäglich über die Medien einhämmert, ist fast ausschließlich von den Interessen der Wirtschaft und einer willfährigen Politik (für die damalige Kohl-Regierung passender: „einvernehmlichen Politik“) bestimmt. Unsere, der abhängig Beschäftigten, Interessen werden hier dem Weg des geringsten Widerstandes geopfert. Das müssen wir uns immer vor Augen halten!
Zu hohe Lohnnebenkosten?

Die Lohnnebenkosten seien zu hoch. Deutsche Produkte seien nicht mehr konkurrenzfähig, wenn die Lohnnebenkosten nicht gesenkt werden. So begründen das Wirtschaftsfunktionäre, Wirtschaftsexperten, Wirtschaftsjournalisten, Unternehmer, Politiker, Sabine Christiansen, Bundespräsident Köhler und viele, viele mehr. Trotzdem ist es nicht richtig: Mythen und Fakten    Denkfehler 22

Statt von Lohnnebenkosten sprechen wir lieber von Sozialkosten.

Beiträge in die Arbeitslosen-, Kranken- und Rentenversicherung dienen unserer Existenzsicherung, um Not und Armut zu vermeiden. Das sind bestimmt keine Nebenkosten, die mal eben gekürzt oder gestrichen werden können, wie der Begriff „Nebenkosten“ wohl suggerieren soll.

Internationale Konkurrenzfähigkeit und Wirtschaftslage bestens

 „Wir produzieren teurer, schon weil die Löhne für gleiche Leistung gestiegen sind; wir produzieren weniger, weil die tägliche Arbeitszeit verkürzt worden ist, weil die Streiks. eine enorme Zeitverschwendung bedingten und weil der höhere Lohn vielfach nur zu Bummelei verlockte…; wir produzieren schlechter weil unser Arbeiterstand in seiner technischen Schulung und Moralischen Disziplin zurückgegangen ist.“
Beitrag in der Schlesischen Zeitung vom April 1875

Bei allem hinlänglich bekannten Gejammer unserer Unternehmer, bieten heimische Produkte immer noch hervorragende konkurrenzfähige Verkaufschancen und sichern einen oberen Platz in der Export-Weltrangliste. Das können wir fast tagtäglich im Wirtschaftsteil nachlesen.
Immer wieder wird in den Medien auf unsere (vermeintlich) zu hohen Lohnkosten im internationalen Vergleich hingewiesen. Leider wird meistens „vergessen“ auch die Arbeitsproduktivität und das Preisniveau zu vergleichen. Nicht nur Autos und Medikamente, die in der Bundesrepublik produziert wurden, werden im Ausland bekanntlich wesentlich billiger angeboten.

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Merkwürdig! 
Unternehmer und Regierung wollen „hohe Löhne“ senken um „Arbeitsplätze zu schaffen“. Doch in Ländern mit niedrigeren Löhnen besteht gleichfalls hohe Massenarbeitslosigkeit. Und in den viel beschworenen Billiglohnländern: Zusätzlich zu bitterster Armut noch höhere Arbeitslosigkeit! Unser großes Lohngefälle zu konkurrierenden Ländern besteht seit vielen Jahrzehnten. Und zwar ohne unsere Exportfähigkeit gefährdet oder Firmen gar in den Ruin getrieben zu haben, wie vom Unternehmerlager stereotyp behauptet.
Da kann doch etwas nicht stimmen!

 

Die hohe Massenarbeitslosigkeit wird gleichgesetzt mit schlechter Wirtschaftslage.

Fälschlicherweise! Wir müssen unbedingt unterscheiden zwischen der Wirtschaftslage und der hohen Arbeitslosigkeit. In der öffentlichen Diskussion, in den Medien wird dies üblicherweise verwischt. Ganz bewusst und ganz gezielt: Wir sollen glauben, dass Firmen gar keine andere Wahl haben, als ihre Mitarbeiterinnen zu entlassen, Einkommen und Leistungen zu kürzen. Es bleibt festzuhalten:

Unserer Wirtschaft geht es blendend im internationalen Vergleich.

Hohe Exportzahlen unserer Firmen belegen das nach wie vor überdeutlich. Natürlich gibt es auch wirtschaftliche Einbrüche (Finanzmarktkrise), Konjunkturschwankungen, firmen- und branchenspezifische Probleme. Die dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es unserer Wirtschaft insgesamt gut geht. Auch die Absatzschwäche auf dem Binnenmarkt widerspricht nicht diesen Erkenntnissen: Auf dem heimischen Markt sind die Lohn- und Sozialkosten für alle gleich, also auch kein Konkurrenznachteil. Doch trotz billiger Importware schwächeln selbst große Handelsketten. Hier zeigt sich ebenfalls, dass nicht unser „zu hohes“ Gehalts- und Sozialkosten-Niveau Grund für die Binnen-Marktschwäche sein kann. Es ist auch nicht die „Kaufunlust“ (das Volksverdummungs-Unwort von Wirtschaftsideologen). Es ist schlicht und einfach die volkswirtschaftliche Folge von hemmungsloser betriebswirtschaftlicher Profitmaximierung: Wer arbeitslos ist oder Angst um seinen Arbeitsplatz hat, wem der Lohn gekürzt wird und wer vom Staat immer mehr Kosten aufgebürdet bekommt, der kann nicht so viel ausgeben. Bei teueren Produkten wie dem Auto angefangen.
Wenn hier schon Betriebswirtschaftler so kurzsichtig denken und handeln… Da ist es schlicht skandalös dass Politiker unserer Regierung, wie aller etablierten Parteien, die viel Geld erhalten um unabhängig und verantwortungsvoll auf volkswirtschaftliche Erfordernisse zu reagieren, sich ihren Pflichten entziehen.

 

 

 

 

Fakt ist, es kann für alle genügend erwirtschaftet werden.
Auch Arbeitnehmer und nicht nur Arbeitgeber müssen am Fortschritt teilhaben.
Es ist möglich und bezahlbar.

 
Empfehlenswertes zum Thema:

„Obwohl vor Jahren reklamiert, Grundaussagen immer noch hochaktuell“

Sozialstaat statt Konzern-Gesellschaft  – Alternativen der Wirtschaftspolitik
Memorandum 2005 der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik – Universität Bremen

Produktivitätsfortschritt und Massenarbeitslosigkeit
Diskussionspapier für die Hamburger Programm-Gruppe der „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ von Dr. Egbert Scheunemann   16. August 2004

NachDenkSeiten von Albrecht Müller und Dr.Wolfgang Lieb

Die Reformlüge – 40 Denkfehler, Mythen und Legenden,
mit denen Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren.
Autor Albrecht Müller    Buchbesprechungen zu:  Die Reformlüge

Wirtschaft die arm macht – Vom Sozialstaat zur gespaltenen Gesellschaft
Autor Horst Afheldt